Chronische Kopfschmerzen und Migräne

Unter chronischen Kopfschmerzen versteht man Kopfschmerzen die an mehr als 15 Tagen im Monat für mehr als 4 Stunden über mindestens die letzten 3 Monate bestehen. Diese Kopfschmerzen sind bei den meisten Patienten beidseits ausgeprägt. Im Gegensatz dazu zeigt sich eine Migräne als mehrfachen im Monat auftretenden oft einseitigen Kopfschmerzen mit pulsierenden Charakter, begleitende Übelkeit, sowie häufig mit sogenannten Aura-Phänomenen (Farbsehstörungen, Geräuschempfindlichkeiten, Lichtempfindlichkeit  und weiteren vegetativen Symptomen). In der Frühphase ist häufig eine gesteigerte Wahrnehmung oder Müdigkeit begleitet von Hungergefühlen vorhanden. In der Kopfschmerzphase können Übelkeit bis zu Erbrechen starke Empfindlichkeit gegen Licht, Geräusche und Geruch sowie Schläfrigkeit vorherrschen. Eine Erklärung für die Kombination von Kopfschmerzen und Magen-Darmsymptomen sind die vegetative Nerven-Verschaltungen zwischen dem Magen und der Leber, unter anderem über den Nervus Vagus, mit dem Kopf. Letztlich ist die Entstehung und Ursache der Migräne wissenschaftlich jedoch nicht geklärt.

Liegt ein chronischer Verspannungskopfschmerz vor der durch muskuläre Verspannungen der Schulter Nackenmuskulatur entsteht sind die Kopfschmerzen häufig am Hinterkopf beidseits. Konventionelle therapeutische Verfahren zielen auf Entspannung der Muskulatur mittels physikalischer Therapie (Krankengymnastik), Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder es wird mit Antidepressiva zur Schmerzdistanzierung behandelt.

Die konventionelle Therapie der chronischen Migräne beruht auf Schmerzmitteln und  sogenannten 5 HT 1b/1 Antagonisten (Triptanen). Zur Prophylaxe der chronischen Migräne werden neuerdings neben Betablockern, vollhumane Monoklonale Antikörper, die an Rezeptoren von Nervenknotenpunkten innerhalb der Schädelhöhle (Ganglion Trigeminale) andocken und damit Migräne reduzieren, verwendet.

Kopfschmerzen und Migräne aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM):
Grundgesetzlich betrachtet die chinesische Medizin Kopfschmerzen/ Migräne als ein Symptom das durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann. Der Ort des Schmerzes (Kopf) ist selten die Ursache der Beschwerden. Die chinesische Medizin betont den Zusammenhang von Körper und Seele. Nicht selten lösen psychosomatische Belastungen wie übermäßiger Stress, Angst und Depressionen Kopfschmerzen aus. Genauso wichtig ist in der chinesischen Medizin das ausgeglichene Verhältnis der beiden wichtigsten polaren Qualitäten dem Yang und dem Yin. Der Yang-Aspekt gibt das bewegte, warme, helle, dynamische, extrovertierte,  sich energetisch entfaltende und körperlich bewegende wieder. Der Yin-Aspekt steht für ruhendes, kühlendes, bewahrendes, stoffliches und organisches im Körper.

Der Kopf wiederum wird als „der Hort des klaren Yang“ betrachtet. Er bedarf der Ernährung durch die Verdauungsorgane, den weichen ausgeglichenen Qi-Fluss des Leber- Funktionskreis und einem Zufluss von klarem sogenannten „Jing“ aus dem Nierenfunktionsbereich. Aufgrund der Topographie des Kopfschmerzes (Nacken, Stirn, Schläfen) ergibt sich eine Zuordnung zu den betroffenen Akupunkturleitbahnen die über den Kopf verlaufen.

Eine häufige Ursache für Kopfschmerzen in der TCM ist ein sogenanntes aufsteigendes Leber-Yang. Dabei überwiegt die Bewegung des zum Kopf aufsteigenden Yang gegenüber dem verankernden und haltenden Yin im Leber Funktionskreis. Dieser Kopfschmerztyp wird meist durch emotionale Stresssituationen ausgelöst, häufig durch Ohmachtswut, die zu einem intensiven, schwer pulsierenden oder klopfenden Schläfenkopfschmerz führt.

Diagnostik in der TCM : In einem individuellen Analysegespräch ermittelt der chinesische Arzt durch präzise Anamnese, Puls- und Zungendiagnostik die zugrunde liegende Ursache der Kopfschmerzen.

Therapie von Kopfschmerzen in der TCM: Große Bedeutung kommt der chinesischen Arzneimitteltherapie bei der Behandlung von chronisch rezidivierenden Kopfschmerzen und Migräne unterschiedlicher Ursachen zu. Die chinesische Arzneimitteltherapie besteht aus Pflanzen, Mineralien und selten tierischen Materialien die wirksam gegen Kopfschmerzen in Prophylaxe und Therapie sind. Die Akupunktur ist eine wichtige Säule der Akuttherapie leistet aber auch einen Beitrag zu Vorbeugung.

Studien zu Akupunktur bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne :

Schon 2006  hat eine groß angelegte deutsche Studie (German Acupuncture Trails, GERAC)  bei chronischer Migräne und chronischen Spannungskopfschmerzen die Wirksamkeit der Akupunkturbehandlung untersucht. Ergebnis: bei Migräne bewirkten 10-15 Akupunktursitzungen (2 Sitzungen pro Woche) eine mittlere Reduktion der Migränetage von 28 % (Sham) bzw. 38 % (Verum). Gegenüber der medikamentösen Anfallsprophylaxe (überwiegend Betablocker) gelang eine mittlere Reduktion von 33 % der Kopfschmerz Episoden. Alle 3 Therapien waren ähnlich effektiv hinsichtlich der Verminderung der Anfallshäufigkeit. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren sehr selten und man kann sagen dass eine Körpernadel- Akupunktur als Ergänzung zu klassischen Schmerztherapie nicht nur sicher sondern auch effektiv ist.

© Copyright - Dr. med. Peter Melloh