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Reizdarm

Das Reizdarmsyndrom ist die häufigste Erkrankung des Verdauungstraktes. In Deutschland sind allein  5-12 Mill. Menschen betroffen. Laut einer Studie der Barmer Ersatzkasse sind ca. 17 % der Bevölkerung betroffen.  Es handelt sich um eine funktionelle Darmerkrankung mit den charakteristischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Blähungen, Unwohlsein, und Veränderung des Stuhlgangs. Von einem Reizdarmsyndrom spricht man wenn keine spezifischen Krankheitsbilder ( Colitis ulcerosa, M. Crohn…), die die Symptome erklären können, diagnostiziert werden können. Die Beschwerden sind mehr als 3 Monate anhaltend. Letztlich sind die Ursachen für das Reizdarmsyndrom wissenschaftlich nicht geklärt.

Die typische Klinik ist eine Unterbrechung der wellenförmigen Peristaltik des Darmes. Spastische Verkrampfung des Dickdarms. Verlangsamung und Beschleunigung der Peristaltik. Sowie eine empfindlichere Schmerzschwelle bei Dehnung des Darms (Distinktionsbeschwerden).

Wichtig ist die Klärung, ob eine organische Erkrankung im Sinne von Tumoren des Darmes, entzündlicher Darmerkrankung, eine Divertikel- Erkrankung, Durchblutungsstörung des Darmes oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorliegen. Hierfür sind bildgebende diagnostische Verfahren wie die Koloskopie, Sonographie oder das MRT des Bauchraumes wichtig. Mittels Serum Laboranalytik und speziellen Stuhlproben lassen sich spezifische Erkrankungen des Darmes, wie eine einheimische Spur/Zöliakie, bakterielle Fehlbesiedlung, glutensensitive Enteropathien, Fruktoseintoleranz, Laktoseintoleranz oder Histaminintoleranzen ausschließen. Durch Blutlaboranalysen werden Nahrungsmittel- Verzögerungsallergien vom Typ III oder sofort Typ I Allergien nachgewiesen.

Ist in der Stuhlprobe eine bakterielle Fehlbesiedlung mit Dysbiose des Darmes nachweisbar, ist eine Symbiose lenkende Therapie zur Stützung des Mikrobioms über mehrere Monate erforderlich.

Sind die oben genannten diagnostischen Verfahren ohne Ergebnis, gibt es häufig nur unzureichende schulmedizinische therapeutische Behandlungsmöglichkeiten. Hier kann die traditionelle chinesische Medizin (TCM) einen wertvollen Beitrag zur Gesundung leisten.

Reizdarm Syndrom aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM):

Die traditionelle chinesische Medizin betrachtet das Reizdarmsyndrom mithilfe eines echten ganzheitlichen Menschenbildes und eines anderen pathophysiologischen vegetativen  Gedankengebäudes. Hierbei spielen Lebensstil, Ernährungsweise aber auch seelische und psychische Belastungen eine Rolle bei der Entstehung des Krankheitsbildes.

Viele Funktionen die aus westlicher Sicht dem Magen, Dünndarm und Dickdarm zu geordnet sind, werden in der TCM als Funktionen der sogenannten „Mitte“ verstanden. Diese besteht aus dem Milz-Funktionskreis und Magen-Funktionskreis (Wandlungsphase: Erde) und ist zuständig für Transport und Umwandlungsfunktionen (Digestion und Assimilation) der Speisen die wir aufnehmen sowie den Transport von Flüssigkeiten.

Jegliche Disharmonie der Mitte beeinflusst immer den Verdauungsprozess, oftmals begleitet von Symptomen wie Distension des Bauches, Appetitmangel und weichen ungeformten Stühlen. Ein weiteres Symptome des Milz-Qi Mangels ist die häufig auftretende Müdigkeit. Zusätzlich kontrolliert die Mitte mit der Milz, die Versorgung mit Nahrung-Qi der Muskeln des gesamten Körpers. Ein typisches klinisches Zeichen der Schwäche sind schwere Extremitäten und ein schlaffer „Bindegewebetonus“.

Die Mitte hat auch einen geistigen emotionalen Aspekt. Aus Sicht der TCM ist auch die mentale Assimilation, also das Aufnehmen der Gedanken, Erlebnisse und Zusammenhänge (Perzeption) und deren Verarbeitung, eine wichtige Leistung der Mitte. Inhalte werden hier verknüpft und Gedankengänge geklärt. Die Milz gilt in der TCM als der „Sitz des klaren Denkens“! Bei Schwäche in der Mitte kommt es zu Gedankenkarussell und Grübeln. Im übertragenen Sinne werden geistige Prozesse nicht geklärt und emotional verdaut. In der wissenschaftlichen Forschung der jüngeren Zeit, ist der Zusammenhang zwischen dem Darm und Gehirn in den Fokus gerückt. Es konnte gezeigt werden das Psyche und Darmfunktion eng miteinander verknüpft sind und die Bakterien der Darmflora dabei einem entscheiden Einfluss auf die Emotionen haben.

In sofern gibt es auch innere psychische krankheitsauslösende Faktoren aus Sicht der TCM: anhaltender emotionaler Stress mit Ärger, Frustration, Hierarchisierungskonflikte und gehemmte Eigeninitiative, kann so zur sogenannten Leber-Qi-Stagnation (Wandlungsphase : Holz) führen. Diese wiederum attackiert die Verdauungsorgane (Holz überwindet Erde). Dieses Ungleichgewicht muss ständig von den  Verdauungsorganen kompensiert werden. Im Volksmund sagen wir gerne:“ Irgendwann hat man es satt alles immer herunter zu schlucken“!

TCM Diagnostik: Neben der genauen vegetativen Anamneseerhebung bei der die , Art der Verdauungsbeschwerden und Art der Bauchschmerzen eingeordnet werden, wird eine Zungen- und Pulsdiagnostik durchgeführt. Diese lieferte Rückschlüsse über die Ursache der chronischen Darmbeschwerden aus Sicht der TCM.

Therapie des Reizdarmsyndroms in der TCM:

Chinesische Diätetik (Fünf Elemente Ernährung):
Schon im antiken China spielte die Ernährung eine bedeutende Rolle zur Behandlung von Erkrankungen. Der Tang-Dynastie Arzt Sun Simiao formulierte den Ausspruch: „ erst wenn die Ernährungstherapie keine Heilung bringt, sind Arzneimittel einzusetzen“.

Die Wirkung der verschiedenen Nahrungsmittel wird im inneren Klassiker des gelben Fürsten, Huangdi Neijing, 100 Jahrh. v. Chr. )  in unbefangenen Fragen, Suwen Kapitel 24 /4 folgendermaßen beschrieben: die 5 Getreidearten nähern, die 5 Früchtearten dienen der Unterstützung, die 5 Fleischarten dienen der Mehrung und die 5 Gemüsearten vervollständigen. Wichtig ist die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Arten der Speisen, die in der Summe einer Mahlzeit ausgewogen vorkommen sollten.

Weitere innere krankheitsauslösende Faktoren können aber auch durch Verzehr von kaltem rohen oder zu feuchter Nahrung entstehen. So ist makrobiotische Rohkost und eine Milchprodukte lastige Ernährung eine starke Herausforderung für die Transformationsleistung und Assimilationsleistung des Milz -Qi.

Die chinesische Ernährungslehre (populär 5 Elemente Ernährung) betont die Berücksichtigung der Nahrungsaufnahme nach der biologischen Uhr des menschlichen Körpers. Die Nahrungsaufnahme richtet sich nach Tag und Nachtzeiten. Auch die Verdauungsorgane befinden sich in bestimmten Tageszeiten in einem Leistungshoch und in anderen Zeiten in einem Leistungstiefpunkt. Wichtig für die Verdauungsorgane ist somit, die Nahrungsaufnahme zum richtigen Zeitraum, um die optimale Verdauung des Magens und Milz-Qi (= Dünndarmfunktion) zu gewährleisten. Grundsätzlich ist das Einhalten von drei gleichmäßigen über den Tag verteilten Mahlzeiten sinnvoll. Unregelmäßige Mahlzeiten oder spätes Essen in der Nacht führt häufig zu Reizdarmbeschwerden.

Auch wiederholter Einsatz von Antibiotika schädigen das Milz -Qi und Milz -Yang so das es zur langfristigen Schwächung der Assimilation und Verdauungsfunktion kommt. Resultat ist häufig eine Gewichtszunahme.

Die chinesische Ernährungslehre berücksichtigt entgegen der westlichen Ökotrophologie den Geschmack (sapor) und das Temperaturverhalten einer Speise. Diese Eigenschaften bestimmen stark die Wirkung im Körper und können therapeutisch eingesetzt werden.

Chinesische Arzneimitteltherapie bei Reizdarm:

Eine wichtige Therapiesäule ist die chinesische Arzneimitteltherapie (siehe auch bei chin. Phytotherapie). Die TCM kennt eine Vielzahl von pflanzlichen Arzneimittel zur Behandlung von Magen-Darmstörungen. Dabei werden neben den körperliche Symptomen auch die emotionalen Ursachen berücksichtigt. Chinesische Arzneimittel regulieren nicht nur den Darm, sondern haben oft auch übergeordnete Wirkung auf den vegetativen, durch vielfältige Emotionen beeinflussten Anteil der Beschwerden.  Durch diesen echten ganzheitlichen Ansatz kann das Reizdarmsyndrom oft erfolgreich behandelt werden.

Auch der Akupunktur kommt eine wichtige Bedeutung bei der Behandlung des Reizdarmes zu. So gibt es eine fülle von Darmregulierenden Akupunkturpunkten, die nicht nur Schmerzen sondern auch die Peristaltik, Verdauung und Emotionen beeinflussen.

Abbildung aus : Chinesische Diätetik, Engelhardt,Hempen,Uran&Schwarzenberg