Termin
online buchen
Doctolib

Chronische Harnwegsinfekte (Lin-Syndrome)

Brennen beim Wasserlassen“ und starker Harndrang ist eine häufige Beschwerde in der hausärztlichen Praxis.

Bei 95% der Harnwegsinfekte handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, welche von erhöhten Harndrang, häufige schmerzhafte Miktionen, trüben stinkenden Urin und gelegentlich blutigen Urin gekennzeichnet ist. Frauen und Mädchen sind grundsätzlich häufiger betroffen. Akute unkomplizierte Harnwegsinfekte werden in der Regel mit pflanzlichen Präparaten behandelt. Halten Beschwerden trotzdem an, ist eine kurzfristigen Antibiotikatherapie häufig erfolgreich.

Folgende allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten sind sinnvoll : das trinken einer ausreichenden Menge an Mineralwasser und ungesüßten Tee ( mindestens 1,5-2 l/Tag), vollständiges entleeren der Harnblase ohne herauszögern des Wasserlassens, auf eine angemessene Intimhygiene mit milden Ph-Wert neutralen Seifen unter der Dusche beachten,  tragen von atmungsaktive nicht zu enge Unterwäsche, tragen von ausreichend warme Kleidung an kühlen Tagen und insbesondere auf warme Füße achten (ggf. warme Funktionssocken oder Wollsocken).

Problematisch sind häufig jedoch komplizierte Harnwegsinfekte, die zu jahrelangen Beschwerden führen können. Auch bei genauer Diagnostik (z.B. Urinkultur, und Sonographie) ist die Behandlung der chronisch rezidivierenden Harnwegsinfekte, trotz Dauereinnahme von Antibiotika, unbefriedigend. Auch erhöht sich die Gefahr eines erneuten Harnwegsinfektes nach Verabreichung von Antibiotika im Zeitraum zwischen 2-4 Wochen nach der Therapie. Häufig ist bei rezidivierenden Harnweginfekten eine Zunahme eines Restharnes von > 100 ml zu diagnostizieren.

Insbesondere in solchen Fällen ist eine Behandlung mit Methoden der Naturheilverfahren insbesondere der TCM sinnvoll.

Die traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat geschichtlich einen Jahrtausende alten überlieferten Erfahrungsschatz in der Behandlung von Harnwegsinfekten. Der Begriff „Lin“ (Miktionstörungen) wird bereits im Huang di Nei jing, Su wen (innere Klassiker des gelben Kaisers, unbefangene Fragen, etwa im 1. Jhr. n. Chr. ) verwendet. Dort wird über die Erkrankungen berichtet die mit blutigem Hahn und Schmerzen bei der Miktion einhergehen

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die schmerzhafte Miktion auf verschiedene Arten klassifiziert. Der legendäre Arzt der Han Dynastie Hua Tuo (2. Jahrhundert nach Chr.) unterteilte die Erkrankung erstmals in 8 Arten: Kälte, Hitze, Qi, Erschöpfung, Fülle, Leere, Sandige und klebrige Miktion Störungen. Nach heutiger Sicht werden unterschiedliche Muster bei der Entstehung von chronischen Harnwegsinfekten diagnostiziert. Ein häufiges Muster wird in der TCM in der Schwäche des Yang (Qi) des Funktionskreises Milz und Niere (Pi Shen Yang) mit Feuchtigkeitsansammlung (Shi) in der Blase gesehen. Dies äußert sich in einer erschwerten schmerzhaften Miktion,  evtl. mit brennen bei der Miktion und Verdauungsstörungen. Eine schmerzhafte Miktion kann aber auch durch Qi-Stagnation oder Absinken des Qi entstehen. Auch bei Bluthitze und Leere Hitze des Blutes kann es zu einer schmerzhaften Miktion kommen. Bei Nässe oder Nässe bei Qi-Mangel kommt es zu einer trüben schmerzhaften Miktion.

TCM Diagnostik: Neben der genauen Anamneseerhebung mit Häufigkeit der Miktion, Art der Beschwerden bei der Miktion, Farbe des Urins, Art der Schmerzen, wird eine Zungen- und Pulsdiagnostik durchgeführt. Diese lieferte Rückschlüsse über die Ursache der chronischen Harnwegsinfekte aus Sicht der TCM.

Therapie von Harnwegsinfekten in der TCM: Eine wichtige Therapiesäule der chronischen Harnwegsinfektionen ist die chinesische Arzneimitteltherapie. Eines der zentralen Mittel zu Behandlung eines schmerzhaften brennenden Harnwegsinfektes ist z.B. die klassische Rezeptur des „Achtfachen Mittels zur Wiederherstellung der Gradhäufigkeit, Ba zheng san“.

Auch der Akupunktur kommt eine wichtige Bedeutung bei der Behandlung von Miktionsstörungen zu.

Literatur/ Studien  : Drescher, D. Akupunktur in der Urologie. Uro-News 21, 20–24 (2017). https://doi.org/10.1007/s00092-017-1622-3

In einer  der norwegischen Studie erfolgte die Auswahl der Akupunkturpunkte nach TCM Diagnosen: Points were located on the lower abdomen or back (CV-3 or CV-4 and BL-23 or BL-28) or on the lower extremities (KI-3, SP-6, SP-9, ST-36, or LR-3). Die Behandlung erfolgt 2 x / Woche über den Zeitraum von 4 Wochen. Während der Beobachtungsphase nach 2, 4 und 6 Monaten waren 50% der Frauen frei von Harnwegsinfekten.    

Terje Alraek, Liv Inger Fosli Soedal, Siri Urnes Fagerheim, Asbjørn Digranes, and Anders Baerheim, 2002:

American Journal of Public Health 92, 1609_1611, https://doi.org/10.2105/AJPH.92.10.1609

Katayama Y, Nakahara K, Shitamura T, et al. [Effectiveness of acupuncture and moxibustion therapy for the treatment of refractory interstitial cystitis]. Hinyokika kiyo. Acta Urologica Japonica. 2013 May;59(5):265-269. PMID: 23719132.